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Inhalt 1. Einleitung 2. Wasserstoff 3. Edelgase 4. Halogene 5. Chalkogene 6. Pentele 7. Tetrele 8. Bor
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Vorlesung Chemie der Nichtmetalle

3. Edelgase

3.4. VSEPR-Modell (Gillespie-Nyholm-Konzeption)

Die sogenannte Gillespie-Nyholm-Konzeption auch VSEPR-Modell = Valence shell electron pair repulsion oder VE-Abstoßungsmodell erlaubt die Voraussage von Molekülgeometrien und Winkeln zwischen Atomen. Ausgehend von einem Molekül AXn mit einer bestimmten Zahl n von Elektronenpaaren X, die sich als Summe der Valenzelektronenpaare (L) und der freie Elektronenpaare (E) beschreiben läßt, sind sämtliche Elektronenpaare so um das Zentralatom (A) angeordnet, dass sie sich möglichst wenig untereinander beeinflussen, d.h. dass sie den größtmöglichen Abstand voneinander einnehmen und die Winkel X-A-X maximal sind.

Grundgeometrien bei gleichen Liganden

Abb. 3.4.1. Grundgeometrien nach dem VSEPR-Konzept SVG
Als Grundgeometrien ergeben sich für die unterschiedlichen n in Molekül AXn

Geometrien bei unterschiedlichen Liganden

Bei unterschiedlichen Liganden gelten für die Möglichkeiten der Anordnung die folgenden Regeln: Daraus folgt:

CN Bezeichnung (alle) Bezeichnung (nur L) VRML-Bild Beispiele
2 linear linear ML2 BeCl2
3 trigonal trigonal ML3 BCl3
gewinkelt (120o) ML2E SnCl2
4 tetraedrisch tetraedrisch ML4 CH4
psi-tetraedrisch ML3E NH3
gewinkelt (109 Grad) ML2E2 H2O
5 trigonal bipyramidal trigonal bipyramidal ML5 PCl5
psi-trigonal bipyramidal ML4E SF4
T-förmig ML3E2 ClF3
linear ML3E2 XeF2
6 oktaedrisch oktaedrisch ML6 SF6
quadratisch-pyramidal ML5E BrF5
quadratisch ML4E2 XeF4
7 verschiedene pentagonal-bipyramidal 1-5-1 ML7 IF7
Grund- überkappt oktaedrisch 1-3-3 ML7
geometrien 1-2-2-2 ML7
8 quadratisch antiprismatisch quadratisch antiprismatisch ML8 (Polyeder), (Stick+Ball) XeF82-
Tab. 3.4.1. VRML-Bilder der wichtigsten Koordinationsgeometrien (L = echte Liganden; E = einsame Elektronenpaare (in den VRML-Bildern nur als Bindungsreste in gelb angedeutet)

Anwendung auf Edelgasverbindungen (Rechenbeispiele)

Abb. 3.4.2. Beispiele für die Molekülstrukturen von Xenonverbindungen nach dem VSEPR-Konzept SVG
Zum Abschluß der Edelgasverbindungen sollen kurz Bindungsbetrachtungen mit der VB- (veraltet) und der MO-Beschreibung (nur einfachster Fall) stehen. Als Beispiel wurde XeF2 gewählt.

Beschreibung der Bindung im VB-Modell (! überholt !)

Wegen der Oktettüberschreitung sind die Edelgasverbindungen im VB-Modell nur durch formale Hybridisierung der s- und p-Zustände mit von d-Orbitale zu beschreiben, die nach neueren theoretischen und spektroskopischen Untersuchungen jedoch nicht oder nur minimal möglich ist, da die d-Orbitale energetisch dazu nicht in der Lage sind. Formal wurden p-Elektronen der Edelgasatome in d-Orbitale promoviert und so die d-Zuständen an der Bindung beteiligt, z.B.

Beschreibung der Bindung im MO-Modell

Bei der MO-Beschreibung der Bindung werden Molekülorbitale durch die Linearkombination von Atomorbitalen erzeugt. Dies muß symmetrieangepaßt erfolgen, da Orbitale bzw. die Kombinationen von Ligand-Orbitalen (die SALCS) verschiedener Symmetrien bzg. der Molekülsymmetrie (= verschiedener irreduzibler Darstellungen) orthogonal zueinander sind; zwischen diesen Orbitalen sind keine bindenden oder antibindenden Wechselwirkungen möglich! Die Konstruktion eines Molekülorbital-Schema erfolgt nach dem Prinzip: Abbildung 3.4.3. zeigt den exakten gruppentheoretischen Gang der Ermittlung von Molekül- aus Atom-Orbitalen.
Abb. 3.4.3. Prinzip der Bestimmung von Moleküorbitalen SVG
Beispiel XeF2
In 1. Näherung werden die 3 σ-p-Orbitale, das Xenon-5pz- und die beiden Fluor-2pz-Orbitale, zu insgesamt drei Molekülorbitalen kombiniert. Je nach Vorzeichen der AO ergeben sich die folgenden drei Molekülorbitale (s. Abb. 3.4.4.) Besetzt man die Molekülorbitale mit vier Elektronen (2 von Xe und je einem von jedem F) so ergibt sich eine Bindungsordnung von nur 1/2, da bei zwei Xe-F-Kontakten ist nur ein bindender Zustand populiert ist, die beiden anderen Elektronen besetzen ein nichtbindendes MO.
Abb. 3.4.4. MO-Beschreibung der Bindung in XeF2 SVG
In der 2., verbesserten Näherung werden die Xe-5s Zustände mit einbezogen und die Bindungsordnung erhöht sich dadurch wieder etwas:
Abb. 3.4.5. MO-Beschreibung der Bindung in XeF2 (Verbessert) SVG

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